Donnerstag, 21. Juli 2011

Flop am Fuß

Es mag meine geneigten Leser womöglich noch mehr überraschen als mich selbst, bereits jetzt den nächsten Post zu lesen – doch ich werde in der jüngsten Zeit mit Fashion-Fauxpas überrannt, so das ein schnelles Einschreiten unabdinglich zu meinem eigenen Schutze ist.

Auf die Gefahr hin (und gleichzeitig in der Hoffnung), hier einen Eklat loszutreten, muss auch ich noch meine Meinung zu einem Thema kundtun, über das schon so viel geschrieben wurde – und dennoch kein Ende findet. Ich selbst habe gestern den absoluten Overkill dazu erlebt. Im Büro, mit dem Rücken zur Tür, nahe bei der Treppe sitzend, HÖRTE ich jedes Mal, wenn das Grauen sich näherte, was dank der sommerlichen Temperaturen überdurchschnittlich häufig der Fall war:

Es geht um den Flip-Flop.

Dieser Schuh, der seinen Namen dem geradezu obszön anmutenden Geräusch verdankt, das er verursacht, ist nicht gerade die Plage dieses Sommers. Er ist die Plage jedes Sommers. Flip-Flops sind die würdelosesten aller Schuhe – und ja, sie stehen dabei noch unter Crocs. Die Leute, die in den quietschbunten Plastikformen mit dem Kroko-Doc darauf herumlaufen, bilden sich nicht ein, damit ein modisches Statement zu setzen, oder gar modisch zu sein. Crocs werden getragen, weil sie „meeeega bequem“, „suuuuper leicht“ und „sooo praktisch“ sind. Die bunten Farben dienen dabei allein der einfacheren Unterscheidung innerhalb der Croc-tragenden, ausschließlich-in-Schweden-Urlaub-machenden, zweieinhalb-Kinder-Familie (Crocs für draußen, für drinnen und für Gartenarbeit, für Torben-Marcel und für „die Mama“).

Bei Flip-Flops ist das anders. Ihre Träger glauben, damit ihren Outfits eine lässige Strand-Attitüde zu verpassen, die sie entweder als coolen Surfer, oder als „ich wollte nach Mallorca auswandern, bin aber zur Zeit so busy“-Menschen kennzeichnet. Leider sind Flip-Flops für derlei Aussagen so geeignet wie Monsieur Strauss-Kahn als Anführer der Frauenrechtsbewegung. Das einzige, was sie tatsächlich sagen, ist „ich bin zu unmodisch, um mir Sommerschuhe auszusuchen und gehe daher mit der Masse“.

Die Geräuschkulisse ist ein weiteres, entscheidendes Problem dieses Schuhwerks. High Heels klingen sexy (was vermutlich an der Assoziation zwischen Geräusch und Anblick liegt), Herrenschuhe mit Absatz und Ledersohle klingen entschlossen, Chucks und andere Turnschuhe klingen gar nicht, was irgendwie auch eine Aussage ist. Flip-Flops klingen wie eine Männerwanderung am FKK-Strand. Klatsch, klatsch, von links, nach rechts... Meine geneigten Leser mögen mir diese sinnbildliche Vulgarität nachsehen.

Alternativempfehlung? Für Frauen, klar, Sandalen. Bei Männern wird es schwieriger. Leider muss selbst ich es zugeben, aber mit Segelschuhen wird diesen Sommer allmählich übertrieben. Trotzdem sind sie noch immer weitaus besser als Flip-Flops. Gleiches gilt für Espadrilles; wer allerdings partout auf Schlappen zurückgreifen möchte, weil er sich am Strand oder im Freibad befindet, möge doch dann auch zu den Klassikern stehen und jegliches Modebewusstsein außen vor lassen: er greife zur Adilette. Denn Flip-Flops sind nichts anderes als Adiletten-Tangas. Und welcher Mann trägt untenrum schon freiwillig Tanga?

Dorian Gray:
- steht trotzdem weiter zu seinen Segelschuhen
- weiß nicht, ob er sich über die Chino-Explosion freuen soll
- braucht dringend mehr Madras im Kleiderschrank

Mittwoch, 13. Juli 2011

Blockwart

Hamburgs Himmel beweist am heutigen Tag wieder einmal, dass der Ausdruck "Sommer" Interpretationssache ist - und das Auge sehnt sich nach einer Ablenkung von der tristen grauen Wolkendecke über der Hansestadt. So meint man zumindest. Doch - und diese Kritik mag aus einer durchaus unerwarteten Richtung kommen - ich kann keine Farben mehr sehen.

Meine geneigten Leser mögen mich nicht falsch verstehen; ja, mein Auge ist durchaus noch fähig, Farbspektren wahrzunehmen und zu unterscheiden - und auch gegen einen bunten Blickfang in Outfits habe ich nichts einzuwenden (für diejenigen, die mich kennen, dürfte letzteres nicht weiter verwunderlich sein). Doch das für diesen Sommer in sämtlichen Frauen- und Männerzeitschriften durchexerzierte Thema des "Colorblockings" ist zu einer Unsitte geraten, der die pseudo-öffentliche Anprangerung dieses Blogs gebührt.


Colorblocking in Reinkultur.
Quelle: http://politicsandfashionshi.blogspot.com

Besucht man die einschlägigen größeren Modehäuser, so schweift der Blick über die einzelnen Kollektionen... und plötzlich, schaut man in eine Ecke, sieht es aus, als habe sich ein fundamentalistischer Clown in die Luft gesprengt. Sämtliche existierende Knallfarben sind hier auf drei, vier Regalen oder Verkaufstischen versammelt. Natürlich sind auch im Rest des Ladens da und dort einige Teile in strahlenden Farben vertreten, doch hier, in der Colorblocking-Sektion, sind sie alle auf einmal zu finden. Und nicht nur das: der Käufer hat sie auch in der hier angebotenen Kombination anzuziehen. Ja, Colorblocking ist Totalitarismus: ganz oder gar nicht. Bevorzugt scheint momentan pink mit orange, mit einem Schuss blau oder grün zu sein.

Es ist ja nicht so, dass der Autor dieser Zeilen nicht einst auch mitgemacht hätte. Pink/grün oder orange/blau, um kurz zurückzublicken. Doch überschreitet man die Anzahl von zwei Farben in einem Outfit, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, so auszusehen, als hätte ein Kind seine Knete gegessen und wieder von sich gegeben. Kaum ein Colorblocker schafft den Balanceakt zwischen floral anmutendem Sommeroutfit und der Lächerlichkeit. Deswegen der inständige Appell: die Knallfarben auf jeden Fall aufbewahren. Doch es empfiehlt sich die Kombination mit so schönen Farben und Nichtfarben wie navyblau, weiß, schwarz, grau oder beige.

Ein kurzer Gruß ergeht noch an den Herren mit der Mümmelmannsberg-Attitüde, der sich mit seinen Gangster-Freunden jüngst in der U-Bahn über meine rosa Hose mokierte: wer aussieht wie das Fernseh-Testbild, den kann ich einfach nicht ernst nehmen. Er möge also seine roten Cargo-Shorts und sein grün-blau-gelb kariertes (!!!) Hemd wieder gegen G-Star-Jeans und ein Tanktop tauschen. Vielleicht blicke ich ihm dann aus Respekt nicht mehr in die Augen - und nicht aufgrund der Tatsache, dass ich mir ein Lachen verkneifen muss.


Dorian Gray:
- ist äußerst neidisch auf S. und S., dass sie auf der Fashion Week waren
- möchte im neuen "Hackett"-Store einziehen
- kann aus verständlichen Gründen Rihannas "California King Bed" nicht mehr hören