Dienstag, 18. Mai 2010

About sweatpants and should-be-dead trends

Ein Outfit kann noch so phantastisch zusammengestellt sein und doch schlecht aussehen. Denn ein entscheidender Punkt jedes Looks ist, dass der Träger sich darin wohlfühlt. Tut er es nicht, so ist die Außenwirkung dahin und er wird wie verkleidet wirken.
Jeder Mensch besitzt ein Kleidungsstück, in dem er sich besonders gut fühlt. Bei vielen ist es dasjenige, welches am gemütlichsten ist. "Mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu dir", sang einst Balu, der Bär aus dem Dschungelbuch. Doch wer möchte Stilratschläge von einem behaarten Waldbewohner, der seinen Juckreiz an Palmen bekämpft und bisweilen Baströckchen trägt?

Offenbar mehr Leute als bisher angenommen. Denn die Jogginghose sucht die Mode heim. Bisher war sie, kombiniert mit schwarzer Kunstlederjacke, Erkennungsmerkmal pubertierender Vorstadtgangster. Doch jetzt macht sie den Sprung vom "wenn-ich-nach-Hause-komme-ziehe-ich-als-erstes-...-an"- Kleidungsstück (wie es gern in einschlägigen Internetforen verbreitet wird) hinaus auf die Straße. Besonders das graumelierte Baumwollmodell taucht plötzlich kombiniert mit High Heels oder Navyblazer auf. Die GQ will sie, in schwarz, gar zum Smokingjackett für die nächste Party verkaufen.

Die Neunziger sind zurück: Sweatpants und bauchfrei bei Alexander Wang

Wie gesagt, der Wohlfühlfaktor ist wichtig, doch dem müssen gesellschaftliche Grenzen gesetzt werden. Jeder, der sich mit so einer ausgebeulten, unförmigen und selbst für die traumhaftesten Modelbeine unvorteilhaften Zumutung in die Öffentlichkeit wagt - und nicht gerade auf dem Weg ins Sportstudio ist - gehört mit Stilbibeln beworfen (ich empfehle, wegen des enormen Gewichts, die Vogue). Trainingshosen sind die Ugg-Boots für das ganze Bein - und meine geneigten Leser wissen, was ich von Ugg-Boots halte. Die heißesten Manolos, das klassischste Brooks-Brothers-Jackett, können diese Hose nicht aufwerten. Die Jogginghose sollte Menschen vorbehalten sein, deren Bauchumfang zu groß ist, um etwas anderes als einen Gummizug-Bund darumzuschlingen. Und selbst die sollten sich dringend überlegen, ob sie nicht tatsächlich in der Hose mal Joggen gehen sollten, anstatt vor dem Fernseher fleißig Pizzaflecken darauf zu verteilen.

Ich habe es schon in meinem letzten Post deutlich gesagt: die Neunziger sollen bitte, bitte auch in den Neunzigern bleiben. Auch das Camouflage-Design ist zurückgekehrt, zusammen mit bauchfreien Oberteilen. In Hinblick darauf, dass gefühlte 98% der weiblichen Weltbevölkerung mit ihrem Bauch unzufrieden sind, scheint mir letzterer "Trend" so unklug wie überflüssig. Mein Bedarf an bauchnabelgepierctem, blassem Fleisch ist jedenfalls bereits seit 1998 gedeckt. Die Totenruhe des Neunziger-Styles verdient es nicht, gestört zu werden.

Deswegen: tragt eure Sweatpants meinetwegen zu Hause, wo schließlich jedermann seine Perversitäten frei ausleben kann. Doch wenn ihr hinausgeht, sucht euch einen anderen Quell des Wohlbefindens. Allen Frauen empfehle ich hierfür knallenge Aufreißer-Jeans und Killer-Heels. Warum? Weil sich auf der Haut nichts besser anfühlt als sehnsuchtsvoll schmachtende Männerblicke.


Dorian Gray:
- trägt seine Jogginghose nur auf Hockeyturnieren ganztägig, mit Bootsschuhen und Ralph-Lauren-Pullover
- sucht noch immer DAS Outfit für die SATC2-Premiere
- hält weiter tapfer nach der Sonne Ausschau