Freitag, 5. März 2010

Echo... cho... o... oh no!

Silbermond. Ich+Ich. Xavier Naidoo. Andrea Berg, die Kastelruther Spatzen... Diese Liste deutscher Musik-Giganten ließe sich noch lange fortsetzen, blickt man auf die Verleihung des ECHO-Musikpreises am gestrigen Abend. Alles Namen, die weltweit bekannt sind und für Kreischorgien bei Fans jeden Geschlechts und jeder Altersrichtung sorgen... Doch Spaß beiseite. Ein Mann, unglücklicherweise Hanseat wie auch der Verfasser dieses Blogs, wurde gestern gleich zwei Mal auf die Bühne geholt - und durfte auch noch performen: Jan Delay.

Im Geiste höre ich genau jetzt das missmutige Murmeln derer, die glauben, dass man Jan Phillip Eißfeldt (vulgo: Jan Delay) keinesfalls kritisieren sollte, ist er doch einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, kann sich ausnehmend gut anziehen, seit er dem Hip-Hop-Streetstyle abgeschworen hat und so weiter.

Doch kann er das wirklich? Jan Delay trägt seit dem Durchbruch seiner Solo-Karriere von Kopf bis Fuß beinahe ausschließlich das -eigentlich stilistisch todsichere- Label Herr von Eden. Bei den GQ-best-dressed-Wahlen im letzten Jahr belegte er Platz 16. Doch es ist an der Zeit, mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Herrn Delay zu deuten; genauer gesagt auf seine Brusttasche.

Denn J.D. hat einen entscheidenden Fehler gemacht, der ihn mitsamt seiner himbeerfarbenen Anzüge der Lächerlichkeit preisgibt und dem totgetretenen Sprichwort vom Stil, den man nicht kaufen kann, ein weiteres Beispiel hinzufügt: das Muster seines Einstecktuches war identisch mit dem seiner Krawatte.

(c) n24.de

Mit dieser Schocktherapie könnte ich nun den Artikel beenden und sämtliche Delay-Fans weinend vor den Monitoren zurücklassen. Doch da ich von Natur aus gerne stichele (hätte das einer meiner geneigten Leser gedacht?), geht es noch ein bisschen weiter. Es sei gesagt, dass selbst Wikipedia, nicht gerade erste Anlaufstelle für die Fashionistas dieser Welt, in seinem Artikel über das Einstecktuch zu verstehen gibt, dass das Pochette "einen neuen Akzent" (Betonung liegt auf neu) setzen soll. Aufeinander abgestimmte Sets von Krawatte und Tuch sollten beim Herrenausstatter gemieden werden wie das Kloster Ettal von Schülern dieser Tage. Da kann man sein Einstecktuch gleich auf Pappe aufgesteckt und die Krawatte zum umknöpfen kaufen.

Da Delay seinen Hut aber auch mindestens zwei Nummern zu klein gekauft hat, möge es ihm nachgesehen werden. Sollte er dies hier lesen: ich biete mich gern zum nächsten Shoppingtermin als persönlicher Berater an. Und an alle weiblichen Fans: beim nächsten Konzert keine Unterwäsche werfen, sondern viele bunte hübsche Tücher. Dann hat er auch mal eine Auswahl. Ich jedenfalls werde das Einstecktuch nicht nur, wie angekündigt, bei Mänteln etablieren, sondern trage es auch zur Lederjacke. Nachahmung ausdrücklich erwünscht.


Apropos Nachahmung: zum Schluss ergeht noch eine Mitteilung in persönlicher Sache an denjenigen GQ-Redakteur, dessen Artikel auf Seite 122 der Frühjahr/Sommer 2010 Style-Ausgabe eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit meinem Blogeintrag vom 17.07.09 aufweist: beim nächsten Mal, wenn ich für euch schreiben soll, einfach anfragen. Mache ich dann auch gern. Doch, wirklich!


Dorian Gray:
- leidet seit der GQ-Affäre unter massivem Verfolgungswahn
- bekommt "alors on danse" nicht mehr aus dem Ohr
- wäre gerne schneiderisch begabt, um fortan nur noch Eigenkreationen zu tragen

8 Kommentare:

h. hat gesagt…

witzig, dass du glaubst, dass wenn du angibst, wer das copyright hat, dass dus dann nicht verletzt hast

Dorian Gray hat gesagt…

Witzig, dass du glaubst, dass ich das glaube. Ich schiebe nur den Ruhm des Fotografen von mir. Um zu zeigen, dass ich zu faul war, selbst nach Berlin zu fahren und das Foto zu schießen.

H.R. hat gesagt…

Ich schreibe zum ersten, um mich von obigem Kommentar zu distanzieren und zum zweiten, um für diese unterhaltsame Nachmittagsleküre zu danken. Danke!

Anonym hat gesagt…

Wenn Deine Eigenkreationen Deiner eigenen Handschrift ähneln würden, hätten sie zumindestens etwas abstraktes.

Dorian Gray hat gesagt…

Leute wie Lady Gaga wären hellauf begeistert von meinen krummen Nähten und wirren Formen!

h. hat gesagt…

"jaja ich bin jurist" ... ich weiß, dass du glaubst!

Dorian Gray hat gesagt…

Damals - vielleicht. Aber nur, weil die Herrschaften von D&G das deutsche Wort "Quelle" nicht verstanden hätten. Dieses Mal hätte ich es zugegebenermaßen benutzen können. Aber ein "c" ist kürzer. Und ob die juristischen Vertreter von N24 meinen Blog regelmäßig konsultieren, ist zweifelhaft, die ganze Sache also ohnehin komplett egal. Immer diese sachfremden Diskussionen...

Dorian Gray hat gesagt…

Da ich natürlich keinen Kommentar wiederum unkommentiert lassen kann, danke ich auch H.R. (den oder die ich unberechtigterweise für die falsche H.R. hielt, wofür ich mich hiermit entschuldige) für das Lob!