Donnerstag, 13. August 2009

Sommerloch

Beinahe einen traurigen Monat mussten meine geneigten Leser nun auf einen weiteren Blogeintrag warten. Der Grund dafür: in dieser Stadt passiert bei Temperaturen über 20 Grad (Hamburger Hochsommer) nichts Skandalöses, was einen Eintrag wert gewesen wäre. Modesünden laufen - nicht zuletzt dank der Touristenmassen in der Innenstadt - weiterhin durch die Gegend, aber muss ich nun wirklich anfangen, über Kurzarmhemden, Plastiksandalen mit Reptiliennamen und Caprihosen zu schreiben? Auch der unverschämt-forsche Zimmerservice im Hotel Atlantic ist keinen vollen Post wert gewesen.

Stattdessen liege ich im Garten und versuche, meinen Teint von seiner Robert-Pattinson-vampiresken Blässe zu befreien. Auch heute ist wieder ein perfekter Tag zum Sonnen. Warum also bräune ich mich nicht? Weil der Akku meines iPods leer ist. "Halb so schlimm", mögen meine Leser nun denken. Man kann ja auch mal die Stille genießen. Oder zumindest Vogelgezwitscher, rauschende Bäume und das gelegentliche Grollen eines Porsche 911, der auf der Straße vorbeifährt.

Weit gefehlt - in diesen Tagen benötige ich laute Musik im Ohr, um die Sonne genießen zu können. Der Grund dafür sind H. und C. aus der Nachbarschaft, den Stimmen nach zu urteilen etwa im Grundschulalter. Die beiden Geschwister haben mich schon letzten Sommer mit ihren schrillen Organen erfreut; das spielerische Schreien wurde nur beizeiten von einem männlich-halbherzigen "Hör' auf, deine Schwester zu ärgern" (gerichtet vom erzieherisch nachlässigen Vater an Filius H.) unterbrochen.
Letzte Woche dann haben H. und C. ein neues Spielzeug entdeckt, das ihnen sehr viel Freude bereitet: eine Hupe. Von der Lautstärke her dürften sie sie aus Papis Auto entwendet haben. Der markante Warnton schafft es sogar, den Gesang von ABC zu übertönen, wenn ich wieder einmal in 80er-Jahre-Nostalgie schwelge. Und die beiden Kleinen können sich mit einem so einfachen Gerät stundenlang beschäftigen.

Kinderfreundlichkeit hin oder her (ich bin es nicht, nur tolerant), manchmal überlege ich, ob ich nicht ein Wasserbombenkatapult konstruieren sollte. Oder wäre das zu kindisch? Man munkelt, dass auch brennende Kreuze im Vorgarten eine nicht zu verkennende Wirkung haben sollen. Allerdings würden H. und C. dann wahrscheinlich die Sirene des anrückenden Feuerwehrwagens stehlen und mir die Nachmittage damit versüßen.

Die Hupe ist jetzt gerade still. C. hat nämlich Klavierstunde. Bedeutet: "Für Elise", für die ganze Nachbarschaft. Bei offenen Fenstern und Türen.

Dorian Gray:
- sucht nach der vorvorletzten Folge "Gossip Girl" überall nach einem orangefarbenen Trenchcoat
- hat heute den letzten Tag in seiner Teilzeit-Männer-WG
- kann "American Apparel"-T-Shirts nicht mehr sehen

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